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Die Hochschule — ein gesunder Ort für alle! Ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement an Hochschulen umfasst ein strukturiertes Managementsystem, zur Gesundheitsförderung aller Mitglieder der Hochschulorganisation.
Das Hochschulische Gesundheitsmanagement (HGM) wird aktuell als die ganzheitliche Implementierung von Gesundheitsmanagement an Hochschulen und Universitäten betrachtet. Es bezieht sich auf alle Mitglieder der Hochschulorganisation und vernetzt die Schnittstellen und Beziehungen zwischen den Dialoggruppen. Ein HGM entwickelt, etabliert und evaluiert eine gesundheitsfördernde Gesamtstrategie für die ganze Hochschule. Daher zielt die Implementierung eines HGM darauf ab, Gesundheit als Querschnittsthema in den Strukturen und Prozessen an Hochschulen und Universitäten zu verankern, sie zu einem festen Bestandteil der Hochschulkultur werden zu lassen und somit zur Förderung der Nachhaltigkeit im Setting Hochschule beizutragen.
Im Artikel „Entwicklungspotentiale und Möglichkeiten eines Hochschulischen Gesundheitsmanagements“ aus dem „Handbuch Studentisches Gesundheitsmanagement“ verfassen die Autor:innen Preuß, M., Sprenger, M., Müller, J., Preuß, P. (2022) folgende Definition des HGM.
„Unter Hochschulischem Gesundheitsmanagement (HGM) wird ein planmäßiges und systematisches, beispielsweise dem Public Health Action Cycle (PHAC) folgendes, strukturell verankertes Gesundheitsmanagement verstanden. Ein HGM verpflichtet sich der Gesundheitsförderung und Gesunderhaltung aller Mitglieder der Organisation Hochschule. Es wird beiden Statusgruppen a) Beschäftigen und b) Studierenden gerecht und verzahnt die Schnittstellen sowie Wirkbeziehungen der Zielgruppen miteinander. Darüber hinaus obliegt einem Hochschulischen Gesundheitsmanagement der Aufbau und die stetige Weiterentwicklung gesundheitsorientierter Rahmenbedingungen und Strukturen für ein gesundes Studien- und Arbeitsumfeld in der gesamten Organisation Hochschule.“
| Preuß et al. (2022)
Der Setting-Ansatz, der eine Lebenswelt ganzheitlich betrachtet, ist ein wesentliches Prinzip der Gesundheitsförderung und fest in der Ottawa Charta für Gesundheitsförderung der Weltgesundheitsorganisation von 1986 und seit 2015 zudem im Präventionsgesetz verankert1. Auch die „Zehn Gütekriterien für eine Gesundheitsfördernde Hochschule 2020“ des Arbeitskreises Gesundheitsfördernde Hochschulen (AGH) definieren den Setting-Ansatz als Strategie für die Arbeit einer Gesundheitsfördernden Hochschule. Dies beinhaltet u. a. die Betrachtung der Organisation Hochschule als Ganzes und die Entwicklung eines gesundheitsfördernden Gesamtkonzeptes unter Einbezug aller zugehörigen Mitglieder. Der Setting-Ansatz ist somit eine wichtige Grundlage für die Zieldefinition des HGM.
Ein HGM verfolgt das Ziel, Gesundheit als Querschnittsthema in die Strukturen und Prozessen an Hochschulen und Universitäten zu verankern und zu einem festen Bestandteil der Hochschulkultur werden zu lassen. Somit ist ein HGM darauf ausgerichtet, die Arbeits- und Studienbedingungen an Hochschulen nachhaltig gesundheitsförderlich zu gestalten2.
Um das Ziel einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik und -organisation an Hochschulen zu erreichen, wie es der Setting-Ansatz vorsieht, braucht es eine aufeinander abgestimmte Steuerung der gesundheitsrelevanten Vorgänge an Hochschule sowie eine aktive Einbindung aller Mitglieder und Angehörigen in die dazugehörigen Prozesse. So wird auch im HGM der Einbezug aller relevanten internen und externen Akteur:innen angestrebt und allen, der Hochschule zugehörigen Personen, eine Partizipationsmöglichkeit geboten2,3.
Weiterführend zielt ein HGM auf einen Beitrag zur Förderung der Nachhaltigkeit im Setting Hochschule ab und unterstützt dabei die Umsetzung der
17 UN-Nachhaltigkeitsziele. Insbesondere auf die Themen Förderung von hochwertiger Bildung (Ziel 4), Gesundheit und Wohlbefinden (Ziel 3) sowie nachhaltige Städte und Gemeinschaften (Ziel 11) kann eine Wirkung erzielt werden.
Die Gesundheitsfördernde Strukturen an Hochschulen in Deutschland sind historisch gewachsen und bestehen in der Regel aus einem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) und/oder einem Studentischen Gesundheitsmanagement (SGM). Oft agieren diese BGM- und SGM-Strukturen eher unabhängig voneinander.
Durch die Umsetzung eines HGM werden die Schnittstellen und Wirkbeziehungen von BGM und SGM eng und nachhaltig miteinander verzahnt, sodass eine Vielzahl von Synergien der beiden gesundheitsförderlicher Strukturen an Hochschulen sichtbar und nutzbar werden. HGM kann in diesem Zusammenhang als vernetzte oder übergeordnete Managementstruktur zwischen BGM und SGM verstanden werden. Die Hochschulen in Deutschland befinden sich aber aktuell noch in den Anfängen der Entwicklung vom HGM, sodass weitere Entstehungsmöglichkeiten denkbar sind und sehr wahrscheinlich nach und nach sichtbar werden. Somit steht HGM auch für die stetige Weiterentwicklung von Gesundheitsfördernden Hochschulen in Deutschland.
Systematische und routinierte Austausch- und Abstimmungsprozesse zur Definition gesundheitsförderlicher Ziele für die gesamte Organisation Hochschule können u. a. Doppelstrukturen verhindern und langfristig Ressourcen schonen. Die Implementierung von Gesundheit im Leitbild der jeweiligen Hochschule oder im Hochschulentwicklungsplan trägt maßgeblich zur Unterstützung dieser Prozesse bei2,3. Ein systematisches HGM ermöglicht zudem die Abstimmung der verhaltens- sowie verhältnispräventiven Maßnahmen an Hochschulen. Die Nutzung von Synergien, aber auch die Abstimmung bezüglich bedarfsorientierter und zielgruppenspezifischer Maßnahmen, haben einen positiven Effekt auf die Angebotsvielfalt und -gestaltung für die Dialoggruppen. Sowohl gemeinsame Interventionen für alle Mitglieder der Hochschule als auch zielgruppenspezifische Maßnahmen können angeboten werden.
Die hierbei entstehenden gegenseitigen Effekte bzw. Wirkbeziehungen können bei der Gestaltung von HGM relevant sein und sollten mitbedacht sowie genutzt werden. Positive Wirkbeziehungen können dabei beispielsweise durch die Anregung von Austausch-, Feedback- oder Evaluationsrunden zwischen Mitarbeitenden und Studierenden hervorgerufen werden. Auf direkte oder indirekte Weise könnten die gegenseitigen Bedürfnisse besser eingeschätzt werden und sich dynamisch beeinflussen. Gemeinsame Themen oder Handlungsfelder können dabei unter anderem die gesundheitsförderliche Gestaltung des Campus (z. B. Rückzugsorte, Bewegungsmöglichkeiten, Mobilität), die Einführung „Bewegter Lehre“ oder das Angebot der Mensa (z. B. gesundheitsförderliche Mahlzeitengestaltung und Essatmosphäre) sein.
Es ist bekannt, dass die Etablierung gesundheitsförderlicher Strukturen an Hochschulen einen Beitrag zum Image-Gewinn, zur Attraktivität des Studien- und Arbeitsortes und zur Förderung der Vernetzung mit anderen Hochschulen, kommunalen und betrieblichen Initiativen sowie der Politik leisten kann4. Eine ganzheitliche Umsetzung von Gesundheitsmanagement an Hochschulen in Form eines „planmäßigen, systematischen, zielgerichteten, strukturell verankerten sowie einer Gesamtstrategie (Public Health Action Cycle - PHAC) folgenden Managementsystem“ (siehe Definition) zahlt weiter positiv auf die Wirkungsmacht des Themas „Gesundheit“ an Hochschulen ein.
Durch die ganzheitliche Umsetzung von Gesundheitsmanagement an Hochschulen und dem langfristigen Ziel, Gesundheit als Bestandteil der Hochschulkultur zu etablieren, trägt HGM zu einem umfassenden Wandel der Hochschulen in Deutschland bei.
Einige Hochschulen haben sich bereits auf den Weg zu einem individuell ausgestalteten HGM gemacht. Hochschulen, die laut Selbstauskunft HGM umsetzen oder aufbauen, finden Sie auf unserer Landkarte „Gesundheitsmanagement an Hochschulen in Deutschland.“
Die Etablierung eines HGM bedeutet mehr als Schnittstellen und Wirkbeziehungen zwischen einem BGM und SGM zu finden und übergreifende sowie abgestimmte Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Der Aufbau und die Umsetzung von HGM bedeutet eine aufeinander abgestimmte ganzheitliche Steuerung gesundheitsrelevanter Prozesse sowie die inhaltliche Verknüpfung der gesundheitsförderlichen Strukturen an Hochschulen als Gesamtstrategie. Diese Aufgabe bringt jedoch Herausforderungen mit sich, die aufgrund der Heterogenität der Hochschulen vor Ort sehr unterschiedlich sein können. Folgende Fragen können bei Überlegungen zu einem eigenen HGM unterstützen:
Die Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen, der Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen und die Techniker Krankenkasse setzen sich für die Weiterentwicklung des HGM ein.
Auf der ersten bundesweite Fachtagung zum Thema „Hochschulisches Gesundheitsmanagement (HGM) im Blick - Zukunft denken und gestalten“ am 31. Januar 2024 in Hannover tauschten die Teilnehmenden sich intensiv zu dem zukunftsträchtigen Thema aus und diskutierten u. a. über konkrete Schritte und Maßnahmen zur Etablierung eines HGM, Herausforderungen in der Umsetzung sowie über die Verzahnung der Schnittstellen und Wirkbeziehungen im Kontext Hochschule. Teile der Inhalte und Beiträge der Veranstaltungen sind bereits in die Ausarbeitung der hier aufbereiteten Informationen eingeflossen.
Interessiert an weiterem Austausch? Kontaktieren Sie uns gerne!
1 | Hartung, S. & Rosenbrock, R. (2022). Settingansatz‒Lebensweltansatz. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden.
2 | Meier, K., Steinke, B. (2023): Hochschulisches Gesundheitsmanagement. In: Bonse-Rohmann, M., Burchert, H., Schulze, K., Wulfhorst, B. (Hrsg.): Gesundheitsförderung im Studium. Bielefeld
3 | Preuß, M., Sprenger, M., Müller, J., Preuß, P. (2023): Entwicklungspotenziale und Möglichkeiten eines Hochschulischen Gesundheitsmanagements. In: Timmann, M., Paeck, T., Fischer, J., Steinke, B., Dold, C., Preuß, M., Sprenger, M. (Hrsg.): Handbuch Studentisches Gesundheitsmanagement – Perspektiven, Impulse und Praxiseinblicke. Berlin, S. 91-102.
4 | TK - Techniker Krankenkasse, LVG & AFS Nds. e. V. (Hg) (2019) SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement. Handlungsempfehlungen für Theorie und Praxis, Hamburg.
Pawellek, A., Pape, S, Steinke, B. (2023): Auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Gesundheitsmanagement an Hochschulen? In: Personal- und Organisationsentwicklung 18(1+2) Gesunde Hochschule. ISSN 1860-3033
Weitere Literatur zum Thema finden Sie in unserer Literatursammlung.